Pressespiegel

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Version vom 06:55, 9. Apr. 2010

Artikel "Schweißen und kochen"

Medium: Augustin
Erscheinungsdatum: 11.02.-24.02.2009
AutorIn: Karo Rumpfhuber







Artikel "Bikekitchen und Ghostbikes"

Medium: Malmoe
Erscheinungsdatum: Printausgabe 42, online seit 16.07.2008
AutorIn: Heide Hammer
Link: http://www.malmoe.org/artikel/widersprechen/1667

Bikekitchen und Ghostbikes

What’s up Critical Mass?

Nach Grün-Alternativen Fahrraddemos gegen Ozon und dem lange währenden „Radfahren am Freitag“ bewegen sich auch in Wien RadfahrerInnen unter dem Label Critical Mass durch die Stadt. Seit März 2006 beginnt an jedem dritten Freitag des Monats eine freundliche Gruppe ihre Fahrt am Margaretenplatz, um auf diesem Weg einen neuen Effekt herbeizuführen. Critical Mass richtet keine Forderungskataloge an PolitikerInnen und fährt nicht unter einem bestimmten Fähnchen. Die AkteurInnen wollen ihre Routen selbstverständlich (unangemeldet) erfahren und den öffentlichen Raum nutzen. Diese Form der Kooperation wird als Spaß am Widerstand erfahren, Konfrontationen mit anderen VerkehrsteilnehmerInnen oder den begleitenden PolizistInnen werden vermieden.

Der Beginn der Bewegung datiert im Kontext von Reclaim the Streets Konzepten 1992 in San Francisco, ein „Smart Mob“ der nun in mehr als einhundert Städten wiederholt zusammentrifft. Zu einer der größten Critical Mass Rides lud der Protest gegen den Parteitag der Republikaner im August 2004 in New York. An die 100.000 AktivistInnen beteiligten sich an dieser Form der Demonstration, die dann mit rund 400 Festnahmen und der Konfiszierung hunderter Räder endete.

Auch hierorts gehen nicht nur die Kämpfe sondern auch die Feste und Do it yourself Aktivitäten weiter. Schon vor der Eröffnung der Bikekitchen (1) im Mai wurden Fahrrad- und Werkzeuggeschenke zusammengetragen, die nun im regelmäßigen Betrieb genutzt werden können. Für die weniger bastelkundigen GästInnen gibt es Abendessen und Hilfe bei Reparaturen - falls gewünscht. Überzeugte NutzerInnen kommerzieller Werkstätten können durch eine entsprechende Wahl die politischen Forderungen der Initiative unterstützen, etwa um die alltägliche Praxis des Fahrradfahrens zu etablieren. Gelingt die Umsetzung dieses gewöhnlichen Wunsches, sind weder journalistische Fingerübungen a la Doris Knecht (2) noch die wiederholten Hinweise auf die Fahrlässigkeit der RadfahrerInnen bemerkenswert. Das selbstverständliche Bewegen einer auch zunehmend heterogenen Gruppe von FahrradfahrerInnen ist soweit präsent, dass mehr oder minder amüsante Imitationen und Maßnahmen etablierter politischer Vereine folgen: Bezirksvorsteher Wimmer (Margareten) und Wiens ARBÖ-Direktor Herbert Hübner eröffneten am 6. Juni die erste Fahrradgarage der Stadt, wo gegen eine Monatsmiete von 13 Euro das Fahrrad samt kleiner Accessoires untergebracht werden kann. Die SJ will wegelagernd und gut sichtbar nun auch Luft in schlappe Fahrradreifen pumpen, Ergebnisse von vermutlich zähen Überlegungen, wie eine weitgehend fremde kulturelle Praxis in die eigenen politischen Interessen integriert werden kann.

Die je persönlichen Übertretungen von Verkehrsregeln führen mitunter zu hilfreichen Anpassungen des Erlaubten, erfahrbar an der Kreuzung Reichsbrücke oder den zunehmenden Gelegenheiten, Einbahnen auch gegen die Fahrtrichtung zu nutzen. Dagegen wurde der Versuch, Ghostbikes (3) – weiße Fahrräder mit Hinweis auf die an dieser Stelle getötete RadfahrerIn – zu positionieren, umgehend und sorgfältig administrativ beendet. Dass Autofahren gefährlich ist und Autos schlicht zu viel öffentlicher Raum geboten wird, ist eine konkrete politische Erkenntnis, die weder von der Stadtverwaltung noch den Parteien und ihren Organisationen geteilt wird.

Die monatlichen Critical Mass Rides bieten neben dem persönlichen Vergnügen eine Möglichkeit der kollektiven, temporären Aneignung von innerstädtischen Räumen. Die vorwiegend hedonistischen Implikationen werden ab und an mit solidarischen Besuchen und dahingehender Routenwahl verbunden, wobei in Wien auch die Ausrichtung eines abschließenden Festes zum Fixpunkt wird. Politische Positionierungen und Ausdrucksformen werden zwar betont und manche Auseinandersetzung ist auf der Homepage dokumentiert, doch damit soll keine politische Zuordnung fixiert werden (4): „Es geht ums Radfahren. Lustvolles und selbstbewusstes Radfahren in der Stadt. Das ist Thema genug. Ist es?“ Bei Festen mit mäßig gefälliger Titelpoesie wie „Rasen am Ring“ oder „Free Wheelie“ dominieren körperbetonte Spiele. Wer sich im Bikepolo, Jousting oder Bikebunyee versuchen möchte, findet hier das passende Equipment. In der Fahrradküche wird auch an neuen Tallbikes oder Rampenkonstruktionen für den genussvollen Fahrradsprung in die Donau gebastelt, eine beständigere Verortung der Bewegung, wo die oberflächliche Erscheinung des Bubenzusammenhangs von etwa einem Drittel Aktivistinnen kontrastiert wird. Das Lokal in der Goldschlagstraße 8 eröffnet auch den Kids der Umgebung den Coolnessfaktor einer Fahrradkultur, die auf Punkästhetik, selbstbestimmter Gestaltung und geteilten Vorlieben basiert. Der Luxus dieser partiellen Ablehnung oder Umdeutung von Konsumgütern kann so auch über die herkömmlichen subkulturellen Zusammenhänge reichen.



Artikel "Bikekitchen: Eine neue Initiative im 15."

Medium: rudolfsheim-fuenfhaus.gruene.at
Erscheinungsdatum: 11.06.2008
AutorIn: Marianne Geets
Link: http://rudolfsheim-fuenfhaus.gruene.at/verkehr/artikel/lesen/31099/

Bikekitchen: Eine neue Initiative im 15.
Fahrräder sollen regelmäßig gepflegt und gewartet werden. Seit einigen Wochen gibt es dafür ein neues Angebot im Bezirk: die Bikekitchen. Bikekitchen: Die Wiener Fahrradküche in Rudolfsheim-Fünfhaus Die Bikekitchen ist eine Selbsthilfewerkstatt:

Hier kann man sein Fahrrad selbst herrichten, mit Hilfe des vorhandenen Werkzeugs und einiger Menschen, die einem zeigen, wie es am besten geht. Die Bikekitchen ist aber noch mehr: Sie ist ein offener Raum für Fahrradkultur mit Filmvorführungen, Lesungen, Workshops und Vernetzung mit anderen Initiativen. Gemeinsames Kochen und Essen rundet das Konzept Selbsthilfewerkstatt – Fahrradkultur – Gemeinsamkeit ab. Und das Konzept wird von den Frauen und Männern der Wiener Fahrradküche sichtbar gelebt.

Antikapitalistisch, antirassistisch, Kollektiv , Diese Schlagworte umschreiben einen Teil des Konzepts. Das Projekt verfolgt keine kommerziellen Interessen, die Fahrradwerkstatt ist ein konsumfreier Raum. Es gibt zwar Kaffee oder Kuchen und Spenden sind erbeten (und notwendig für den Betrieb), die BesucherInnen entscheiden aber selbst über die Höhe. Die Eröffnung der Werkstatt erfolgte bewusst in Rudolfsheim-Fünfhaus. Sie wird auch schon eifrig von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund genutzt. Und schließlich werden alle Entscheidungen des Vereins im Plenum getroffen. Alle Mitwirkenden verstehen sich als hierarchiefreies offenes Kollektiv.

Das Projekt Bikekitchen ist eine wichtige Initiative: Für unseren Bezirk, für die Fahrradkultur in Wien, für die RadfahrerInnen selbst und als offener Begegnungsraum auch für alle in der Umgebung lebenden Menschen – und zugleich ein Signal für ein zukunftsweisendes Verkehrskonzept.